Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit an einem Film nach Franz Kafkas Romanfragment "Amerika"

Dieser Film ist gleichzeitig ein Selbstportrait und eine Hommage an Farockis Vorbild (und ehemaligen Filmakademie-Lehrer) Jean-Marie-Straub. Farockis Bewunderung für Straub ging so weit, daß er über Zwischen zwei Kriegen sagte: "Vielleicht habe ich den Film nur gemacht, um von Straub anerkannt zu werden".

Mit diesem Beobachtungsfilm dokumentiert Farocki, daß sich sein Wunsch erfüllt hat: Der Film zeigt, wie Farocki unter Straubs Regie für den Film Klassenverhältnisse (1983) seine Rolle als "Delamarche" probt. Wer Farockis Dokumentation der Dreharbeiten einmal gesehen hat, vergißt diese kurzen Szenen nie wieder. Die Inszenierungstechnik von Jean-Marie Straub und seiner Frau Danièle Huillet ist so repetitiv und detailversessen, daß die Szenen bis zur Erschöpfung der Darsteller geprobt werden.

Straub führt seine Schauspieler wie ein Theaterregisseur. Schon wegen diesem im Kino ungewöhnlichen Verfahren ist es gut, daß diese ungewöhnliche Art, Filme zu inszenieren, einmal filmisch festgehalten worden ist. Farocki filmte eine Arbeit des Widerstands gegen das traditionelle Kino, gegen das er sich auch mit seinen eigenen Filmen aufgelehnt hat.

(Tilman Baumgärtel)

Regie, Buch, Kommentar Harun Farocki Mitarbeit Karl-Heinz Wegmann Kamera Ingo Kratisch Schnitt Rosa Mercedes Ton Klaus Klingler Produktion Harun Farocki Filmproduktion, Berlin-West, WDR, Köln, Large Door, London Redaktion Helmut Merker Format 16mm, Farbe, 1:1,37 Länge 26 Min. Erstsendung 13.11.1983, ARD Anmerkung Beitrag für die TV-Reihe Schaukasten, Bilder und Berichte vom Kino