Erkennen und Verfolgen

Schon im Deutschland von 1942 gelang es, einer Fernlenkwaffe eine Fernsehkamera einzubauen. Diese Fernsehbombe kam nicht mehr zum Einsatz. Erst 1991, aus dem Krieg der Alliierten gegen den Irak, gab es öffentlich Bilder zu sehen, die von Kameras in der Spitze des Projektils aufgenommen waren. Von filmenden Bomben, von Selbstmord-Kameras, die sich ins Ziel stürzten. Meist Bilder von militärischen Anlagen, auch von zivilen Brücken, die aber leer dalagen.

Es gab keine Menschen zu sehen. Es ist bezeugt, dass in diesem Krieg viele Menschen starben und auch, dass Menschen im Zielgebiet der Kamera-Bomben zu sehen waren, die aber wurden nicht verbreitet. Kriegsführung und Kriegsberichterstattung fielen zusammen.

Solche Bilder werden militärisch erzeugt und ebenso kontrolliert. Man baut den Projektilen Kameras ein, um sie aus der Distanz steuern zu können. Es gilt, das gegnerische Feuer zu vermeiden. Damit wird der Gegner entrückt. Der heutige, hochtechnische Krieg rechnet nicht auf den Menschen, nimmt die menschlichen Opfer höchstens billigend in Kauf.

(Harun Farocki)

Regie, Buch Harun Farocki Kamera Ingo Kratisch, Rosa Mercedes Recherche, Regieassistenz Matthias Rajmann Ton Louis van Rouki Schnitt Max Reimann Mitarbeit Michael Baute, Kilian Hirt, Mike Jarmon, Ondine Rarey Sprecherin Margarita Broich Redaktion Inge Classen Produktion Harun Farocki Filmproduktion, Berlin, in Zusammenarbeit mit ZDF/3sat, 2003 Format Video, Farbe Länge 58 Min.