Anleitung, Polizisten den Helm abzureißen

Angeblich (Quelle: Fritz J. Raddatz) weinte Rosa Luxenburg, als sie die Darstellung des Wertbegriffs von Marx las. Ebenso enttäuscht war ich von den "Cine-Tracts", die im Pariser Mai gemacht wurden und die in Berlin bald darauf zu sehen waren. Ich erwartete wohl eher etwas wie eine Fernsehberichterstattung, und ähnlich sind alle Versammlungen, die unsere Flugblattfilme in diesen Jahren gesehen haben, enttäuscht gewesen.

Weil wir keine 'richtigen' Filme machten, so nannte das meine Mutter, kam es ihnen vor, daß ihre Sache nicht gebührend offizialisiert wurde, und das haben der 'Arbeiterfilm' und auch Fassbinder dann geschafft. Wir drehten diesen Spot in einer der vielen Pausen, die es bei den Aufnahmen zu einem sehr wenig bedachten Film über Kinderläden von Susanne Beyeler gab. Auf einem Flachdach zog sich Wolfgang Gremm nackt aus und spielte den Polizisten. Wir setzten auf die antihumanistische Provokation, die es bedeutet, rein technisch darzustellen, wie man einen Polizisten bekämpft, gingen aber nicht so weit, einen androgynen Langhaarigen zum Darsteller zu nehmen, was Gremm, der der Dickste und Kurzhaarigste war, der gerade greifbar war, mit einem Lächeln aufgefaßt hat.

(Harun Farocki)

Regie, Buch, Schnitt Harun Farocki Kamera Michael Geißler Produktion Larabel Film Harun Farocki, Berlin-West, Rote Zelle Germanistik (FU Berlin), Sozialistische Filmemacher Cooperative West-Berlin Format 16mm, bs/w, 1:1,37 Länge 2 Min. Anmerkung Der Film gilt als verschollen