Die Teilung aller Tage

Ein Arbeiter sitzt an einem Fließband, auf dem in regelmäßigen Abständen Glühbirnen angefahren kommen. Er nimmt die Glühbirnen vom Fließband, steckt sie in ein Prüfgerät. Die Glühbirnen leuchten kurz auf und tauchen die Szene in gleißendes Licht. Der Arbeiter legt die Glühbirne wieder auf das Fließband, sieht direkt in die Kamera und schreit gegen den Maschinenlärm an: "Wir schaffen den Reichtum."

Während er die nächste Glühbirne greift, erscheint ein Untertitel: "Aber es ist sein Reichtum." So geht es weiter. Nach der nächsten Glühbirne schreit der Mann: "Wir arbeiten an Maschinen". Untertitel: "Aber es sind seine Maschinen". Eine Glühbirne. Er schreit: "Wir entwickeln neue Maschinen." Untertitel: "Aber es sind seine Neuheiten". Eine Glühbirne. Dann schreit der Arbeiter: "Wir werden die Ausbeutung abschaffen." Untertitel: "Wir werden für uns arbeiten."

Diese ungeschnittene und optisch karge Szene ist charakteristisch für die Lehrfilme von Farocki / Bitomsky. In ihnen inszenieren die beiden reduzierte und verfremdete Modellsituationen à la Brecht, die den Zuschauer immer auf die Inszenierung aufmerksam machen.

(Tilman Baumgärtel)

Regie, Buch, Schnitt Hartmut Bitomsky, Harun Farocki Regie-Assistenz Petra Milhoffer, Ingrid Oppermann Didaktisches Programm Petra Milhoffer, Wolfgang Lenk, unter Verwendung von Texten von Karl Marx Kamera Carlos Bustamante, Adolf Winckelmann Kamera-Assistenz Georg Lehner Trickkamera Helmut Herbst, Carlos Bustamante Technik Klaus W. Bunser, Gerhard Braun Ton Johannes Beringer Mischung Gerhard Jensen Produktion Cinegrafik, Helmut Herbst, Hamburg, WDR, Köln Produzent Helmut Herbst  Format 16mm, s/w, 1:1,37 Länge 65 Min. Uraufführung 17.04.70, Oberhausen Erstsendung 19.04.70, West 3 Erstverleih Freunde der Deutschen Kinemathek