Erzählen

Das Interdisziplinäre als Praxis ist eine Ebene, auf der die Interessen von HaF und die meinigen sich treffen. Sehr früh schon tauchen Ideen auf von fiktionalen Forschungsprojekten im Film, oder mit Film als Forschungsinstrument, wo Leute verschiedener Disziplinen zusammenkommen, um etwas zu entdecken, eine Spur zu verfolgen, oder auch nur, um in Abenteuer zu geraten.

Diese Ideen entsprechen einer Neigung von uns beiden, Kenntnisse aus verschiedenen Wissenschaften zu kumulieren, also zum Beispiel exakte Wissenschaften wie Medizin mit Fächern zusammen zu bringen, die nicht direkt auf eine Praxis zielen, wie zum Beispiel Religionswissenschaft oder Ethnologie.

HaF ist noch um 1975 an der Freien Universität beim Suchen, wo die Linien zusammenfallen könnten. Ich selbst bin auf der Spur in meinen Spielfilmen. Gedacht ist an Kombinationen, die spontan und undogmatisch sich ergäben. Alles sollte Eingang finden können, wie beim Naturtheater in Oklahoma. Das Theoretisch-disparate sollte sich verbinden mit der Recherche in eine Realität, in der es um Leben und überleben geht, die "primitive agony" bei Winnicott. Daneben und darinnen die Empfindungswelt unserer kleinen Töchter, seine (Anna und Lara), meine (Muriel). "Die Kindheit? Hier ist sie doch, wir haben sie nie verlassen." Erzählen ist eine Skizze dieser Situation.

(Ingemo Engström)

Regie, Buch Harun Farocki, Ingemo Engström, unter Verwendung von Texten von Walter Benjamin, Gebrüder Grimm, Franz Kafka, Jurij M. Lotman, Boris Pasternak, Cesare Pavese, Alfred Sohn-Rethel, Sergej Tretjakov, Franz Carl Weiskopf Kamera Axel Block Kamera-Assistenz Chris Strewe Schnitt Erika Kisters, Birgit Schuldt Ton Karl-Heinz Rösch Aufnahmeleitung Renate Sami Darsteller Avinho Barbeitov, Ingemo Engström, Harun Farocki, Hanspeter Krüger, Willem Menne, Karl Retzlaw, Otto Sander, Hanns Zischler Produktion Harun Faroki Filmproduktion, Berlin-West im Auftrag von WDR, Köln Produzent Harun Farocki  Format 16mm, s/w, 1:1,37 Länge 58 Min. Erstsendung 16.12.1975, West 3