Georg K. Glaser – Schriftsteller und Schmied

Georg K. Glaser ist Arbeiter-Schriftsteller. Auch im wörtlichen Sinn: den Vormittag verbringt er am Schreibtisch, vom Mittag an ist er in seiner Ladenwerkstatt im Pariser Viertel Marais. Dort stellt er Schalen, Lampen, Vasen, Krüge und andere Metallarbeiten her. Er beherrscht Arbeitstechniken, die kaum noch ein anderer Schmied ausführen kann. 1910 in der Nähe von Worms geboren, riß Glaser früh von zu Hause aus und ging auf Wanderschaft, kam in Erziehungsheime und schloß sich den Kommunisten an. 1933 ging er in den Untergrund und flüchtete über das Saargebiet nach Frankreich. Dort bürgerte er sich ein, arbeitete bei den Staatsbahnen, wurde 1939 eingezogen und war bald in deutscher Gefangenschaft.

Über Jahre mußte er einen Franzosen spielen, der gut Deutsch kann. Nach Flucht und Straflager kehrte er nach Paris zurück und ging bei Renault arbeiten. Er fand die Arbeit am Fließband unerträglich und menschenunwürdig. So hat Glaser vor beinahe 40 Jahren einen Handwerksbetrieb eröffnet, um in Gedanken und Praxis Kritik zu üben. Er verbindet die Handarbeit und das Schreiben und verweist dabei auf das französische Wort für Handwerker (artisan: da ist die Silbe art = Kunst enthalten, die Kunst ist noch nicht von der Arbeit getrennt).

(Harun Farocki)

Buch, Regie, Kommentar, Interview Harun Farocki, mit Zitaten aus Jenseits der Grenzen von Georg K. Glaser Kamera Ingo Kratisch Schnitt Rosa Mercedes, Klaus
Klingler Negativschnitt Elke Granke Ton Klaus Klingler Mischung Gerhard Jensen-Nelson Sprecher Harun Farocki (Kommentar), Georg K. Glaser (Texte) Produktion Harun Farocki Filmproduktion, Berlin-West, für SWF, Baden-Baden Produzent: Harun
Farocki Redaktion Ebbo Demant Format 16mm, Eastmancolor, Farbe, 1:1,37 Länge 44 Min. Erstsendung 20.09.1988, SWF 3