Videoinstallation, angefertigt für die Ausstellung Kino wie noch nie (Generali Foundation, Wien, kuratiert von Antje Ehmann und Harun Farocki) Idee, Konzept, Realisation Harun Farocki Mitarbeit Jan Ralske Format Video s/w und Farbe, Ton, Gesamtlänge 36 min. (Loop), Deutschland 2006

Arbeiter verlassen die Fabrik in elf Jahrzehnten

In der Installation zeigen wir Szenen aus der Filmgeschichte, in denen Arbeiter die Fabrik verlassen, simultan auf 12 Monitoren. In der Kinematographie fallen Erscheinung und Begriff auseinander. Schon die ersten Filme in der Filmgeschichte, Lumières Arbeiter verlassen die Fabrik (1895) zeigte ein Gebäude, das nicht wie eine Fabrik aussieht. Eher wie ein Bauernhof.

Wenn es um soziale Auseinandersetzungen geht, kommt dem Schauplatz "vor der Fabrik" große Bedeutung zu. Wenn es um das Privatleben der Filmfiguren geht, das erst eigentlich beginnt, wenn die Arbeit vorbei ist, wird die Fabrik eine Sache im Hintergrund. In Fritz Langs Clash by Night (1952) sieht man Marylin Monroe am Fließband, man sieht sie aus der Fabrik kommen und hört sie davon sprechen.

Aber Fabrikexistenz und Filmstarexistenz sind unvereinbar, sieht man einen Star in einer Fabrik, so denkt man an ein Märchen, in dem die Prinzessin Arbeit verrichten muß, bevor sie ihre eigentliche Bestimmung erlangt. Die Fabriken – und das ganze Sujet – sind in der Filmgeschichte eine Randerscheinung.

(Harun Farocki)