Festschrift anläßlich des 30. Jubiläums der Duisburger Filmwoche.
Harun Farocki in seinem Rückblick: "Ich war schon 1974 in Duisburg, das Festival hieß da noch nicht "Duisburger Filmwoche", da liefen Spiel-Filme aus dem Umkreis des "Filmverlags der Autoren". Die vom Filmverlag wollten damals nicht mehr neuartige Kunst-Werke schaffen, sondern vielmehr kleine Unterhaltungsfilme, die aber einen persönlichen Zug haben sollten, wie das einer erklärte. Ich verließ die Stadt überstürzt, rannte von dem kleinen Hotel auf der Mercator-Straße, das es schon längst nicht mehr gibt, zum Bahnhof, dabei ging mir das Frühstücksei kaputt, das ich im Vorbeilaufen in die Manteltasche gesteckt hatte."
Kann sein, dass man sich eine Wortfolge oder Tonfolge einprägt, ohne dass man es will und sich dessen bewusst ist. Es gibt ein besonderes visuelles Gedächtnis, das auf einen Blick ein Bild erfasst und es später in vielen Details erinnern kann, als habe es eine Kopie vor sich. Dei genaue Erinnerung aber einer Einstellung und erst recht einer Einstellungsfolge ist selten.
Kino wie nochnie ist ja ein klasser Titel...
HF Danke!
Weil der so etwas Schalkhaftes hat – ein Versprechen, das sich ja kaum einlösen läßt.
HF Ja klar, man kann so einen Titel nicht juristisch einklagen! Hatte ich neulich in der Zeitung gelesen: Wenn man ganz stark übertreibt, ist das nicht justiziabel. Kino wie noch nie heißt beides: dass Kino im Kunstraum immer falsch gezeigt wird und dass das Kino im Kino noch gar nciht zu sich gekommen ist.
AE Der Titel geht außerdem auf Hellmuth Costard zurück, auf Fußball wie noch nie.
HF ... der ja auch, mit seiner einen Einstellung, eine einzige Intervention darstellt, in der Art, wie im Fernsehen Fußball übertragen wird.
Wie treten sie an solche Kreise heran? Gehen Sie dahin und sagen "Guten Tag, ich mache einen Film über Ausbeutung", oder wie aufrichtig sind Sie dann?
HF Früher war meine Maxime: Ich sage einer Firma, der Film sei Reklame für das, was sie machen und sage dem Fernsehen, der Film sei Kritik an dieser Praktik. Und versuche, weder das eine noch das andere zu machen. Heute komme ich mit einer so einfachen Maxime nicht mehr aus.
Bilder aus der Position einer Person werden im Erzählkino als Subjektive bezeichnet. Eine Subjektive muss ihr Subjektivesein besonders deutlich machen, etwa von unten –aus dem Blick eines Liegenden oder als Fahrtaufnahme, Travelling: aus dem Blick eines Gehenden. Man kann also die Einstellung aus der Perspektive der Bombe als eine phantomatische Subjektive auffassen. Solche Aufnahmen von einer Kamera, die sich ins Ziel stürzt, von einer Selbstmord-Kamera also, sind haften geblieben.
1998 fingen wir mit der Arbeit zum Film Die Schöpfer der Einkaufswelten an, zunächst in den USA, später in Europa. Die Recherchen zu diesem Gegenstand stellten sich als sehr schwierig heraus, es ist keine Übertreibung, wenn ich sage: Es war schwerer etwas über Malls herauszufinden als über die sogenannten "intelligenten Waffen", mit denen ich mich, nach dem Mall-Projekt, in den letzten Jahren beschäftigt habe.
Die Library of Congress (Washington) und das National Film Archive (Maryland) haben einen Online-Stichwortkatalog, wir gaben "Fabriktor" ein und bekamen sehr lange Ausdrucke. Gelegentlich wurde ein Spielfilm aufgeführt, den wir uns im Schnelldurchgang ansahen und der nichts enthielt, das uns wie ein Fabriktor erschien. Das lag am Begleittext, der erwähnt hatte, eine Film-Figur habe in einer Fabrik gearbeitet, es wird keine Unterscheidung getroffen, ob ein Begriff die Bilder beschreibt oder die Erzählung wiedergibt.
Filmkritik was successful in that what it proclaimed actually happened: film academies were founded, communal cinemas and film museums, television provided space for cinemateque series and co-produced films, which would have been impossible before, and government funding also contributed to the process.
All this was already there, when the group, to which I belonged, took over the magazine in 1974. The magazine fell into our hands like an inheritance.
Die Schrift, die nach Flusser grundsätzlich kritisch ist, ist als Filmschrift wenig praktisch orientiert. Ich meine das nicht in dem Sinne, daß nach Theorien gesucht werden soll, mit denen die Produktion sich systematisieren ließe, wie das bei der materiellen Güterproduktion eingetreten ist. Vor ein paar Jahren erzählte mir der Kameramann Axel Block, wie die Regisseure, die einen Tatort drehen, sich nachts eine Videokassette von einem Hawks-Film anschauen, um daraus etwas für die eigene Produktion abzuleiten. Darüber kann man sich leicht lustig machen, und das habe ich auch getan, aber es wird ja keine Imitation dabei herauskommen, weil die Produktionsbedingungen ganz andere sind.