Ein Schnitt, oder die Rache der Fernsehleute, in: Die Tageszeitung, Berlin 2. Februar 1989

Das ist ein Pflug, wie eine Kanone – oder eine Kanone, die wie ein Pflug aussieht. Die Pflugschar ist nur dazu da, der Kanone einen festen Stand zu geben. Der Krieg begründet sich aus der Brotarbeit.

Wie man sieht, in: Die Republik Nr. 76-78, 9. September 1986, pp. 33-106

Zu den vielen Armeen, die in Vietnam kämpften, kommt noch eine hinzu: die Amerikaner schickten so viele Wissenschaftler nach Vietnam, daß dies eine eigene Waffengattung ausmacht. Es kamen Soziologen, Psychologen, Psychiater, Psychoanalytiker, Ethnologen und anderes, Kommunikationsforscher.

Harun Farocki, Hund von der Autobahn, in: Filmkritik, Nr. 301, Januar 1982, pp. 5-32. Also published in: Harun Farocki, Nachdruck / Imprints, 2001

H.F.: Vor fünf Jahren habe ich dir mal, mehr aus Quatsch, gesagt, der Unterschied zwischen Ostfernsehen und Westfernsehen ist daran zu erkennen, daß man im Osten die Bilder gegen den Himmel filmt und im Westen gegen die Erde. Später habe ich gesehen, daß das stimmt. Gibt es Kulturgrenzen? Sind diese Grenzen - was Sprache, Musik, Film angeht - gleich, oder sind sie völlig verschieden?
H.M.: Sie sind sicher sehr verschieden. Beim Film brauchst du mehr Geld, mehr Technik, und deswegen ist es da sicher am deutlichsten abzulesen, wenn es solche Unterschiede gibt. Also - kontrolliert hab ich das noch nicht, weil ich eigentlich nur im Westen ins Kino gehe.

Gespräch mit Heiner Müller, in: Filmkritik Nr. 293, Mai 1981, pp. 197-203

Die Filmkritik zeigte Filme von Peter Weiss auf dem Forum des Jungen Films in Berlin im Februar 1980; im Juni 1980 waren die Filme vier Tage lang im Cinema in der Bundesallee 111 in Berlin zu der Nachtvorstellung zu sehen. (Redaktionsmitteilung)

Gespräch mit Peter Weiss, in: Filmkritik, Nr. 294, Juni 1981, pp. 245-253

Schuß-Gegenschuß ist eine so wichtige Sprachfigur, weil es damit die Möglichkeit gibt, Bilder, die sehr verschieden sind, hintereinander zu setzen; Kontinuität und Bruch, der Ablauf wird unterbrochen und setzt sich dennoch fort. Es ist die Erzählung, die weiter geht, die Aktion des ersten Bildes setzt sich als Reaktion im zweiten Bild fort, dies wirkt auf die erste Person im nunmehr dritten Bild zurück...
 

Schuß-Gegenschuß: der wichtigste Ausdruck im Wertgesetz Film, in: Filmkritik, Nr. 294, Juni 1981, pp. 245-253. Also published in: Harun Farocki, Nachdruck / Imprints 2001

Das Arbeiten am Schneidetisch macht aus der Umgangssprache Schriftsprache. Die Bilder bekommen einen Aktendeckel, genannt Schnitt oder Montage. Am Schneidetisch wird aus dem Gestammel Rhetorik. Weil es diese rhetorische Artikulation gibt, ist der Diskurs ohne Artikulation im Schneideraum Gestammel. Am Drehort, da kann man die Kamera hierhin und dorthin stellen, das ist die Entscheidung von einer Minute, getroffen mit einem nachdenklich verzogenen Gesicht. Im Schneideraum wird dann eine Woche lang abgewogen, wohin dieses Ein- Minuten-Bild kommt.

Was ein Schneideraum ist, in: Filmkritik, Nr. 277, Januar 1980 pp. 2-5. Also published in: Harun Farocki, Nachdruck / Imprints, 2001